AN DER FLURNAMENFORSCHUNG BETEILIGTE DISZIPLINEN


Flurnamen sind geschichtliche Denkmäler, die ein Bild der früheren Natur- und Kulturlandschaft sowie der Lebensweise der Menschen vermitteln. Sie können u.a. von der Archäologie und der Siedlungsgeschichte herangezogen werden, um ältere, heute verborgene Flurgliederungen aufzudecken oder um Wüstungen zu lokalisieren. Viele Flurnamen weisen auf den Landesausbau und eine frühere Rodungstätigkeit hin.
Auch über die Kontakte mit einer anderssprachigen Bevölkerung geben sie Auskunft, im südlichen und westlichen deutschen Sprachraum im Hinblick auf die romanisch-deutsche bzw. galloromanisch-deutsche Sprachberührung, an der Ostgrenze des deutschen Sprachraums hinsichtlich des slawisch-deutschen Sprachkontakts. So lassen sich etwa im Osten und in der Mitte Thüringens zahlreiche Flurnamen als Slavica identifizieren und dienen damit gemeinsam mit slawischen Ortsnamen und archäologischen Funden als Zeugnisse slawischer Ansiedlung. Auch im weiteren deutsch-slawischen Kontaktgebiet besitzen die slawischen Flurnamen Aussagekraft hinsichtlich des Verhältnisses der verschiedenen Ethnien zueinander.
Die Wirtschafts- und die Sozialgeschichte nutzen die Flurnamenforschung, um z.B. Aussagen zu örtlichen Bodenschätzen, zur vorherrschenden Nutzung des Landes oder zum Anbau von Sonderkulturen machen zu können. Die Heimatforschung und die Volkskunde greifen schon seit Langem auf sprachwissenschaftliche Untersuchungen von Flurnamen zurück, da sie wertvolle Hinweise zu lokalen Dialekten, zur heimatlichen Siedlungs-, Wirtschafts- und Sozialgeschichte, zur Wüstungsforschung oder zur lokalen Urgeschichte geben können. Auch die Rechtsgeschichte, Kirchen- und Personengeschichte arbeiten mit namenkundlichen Methoden. Die Namenkunde wird deshalb von der gesamthistorischen Forschung als eine Art „Hilfswissenschaft“ betrachtet.