Kulturnamen: Menschliche Spuren in der Landschaft

Kulturnamen fungieren als eine Art Geschichtsbuch und zeigen uns die kultivierende und zivilisatorische Hand des Menschen in der Landschaft. Über Jahrhunderte hinweg hat vor allem die Landbevölkerung  die Natur durch ihre Eingriffe umgeformt. Diese Interventionen können direkt erfolgen, beispielsweise durch Viehhaltung oder den Anbau von Kulturpflanzen, oder eher indirekt als Ergebnis menschlicher Besiedelung entstehen. So können beispielsweise Ereignisse wie Kriege oder Unfälle die Landschaft nachhaltig prägen und für den Namen einer Flur ursächlich sein. 

Die Kulturnamen zeugen von allen Veränderungen in der Natur, die die Anwesenheit des Menschen mit sich brachte. Dazu gehören:

Namen von Landrodungen und Nutzland

Beispiele sind Landrodungen wie Rodeländer oder Bezeichnungen von Nutzland wie In den kurzen Äckern und Auf der Trift.

Flurnamen mit besonderer Nutzung

Diese umfassen Flurnamen, die die spezifische Nutzung des Flurstücks durch den Anbau bestimmter Pflanzen oder die Viehzucht beschreiben, wie Flachsäcker, Am Lämmerberge, Am Weinberge.

Zahlen, Maßeinheiten und Sonderland

Viele Kulturnamen sind mit Zahlen oder Maßeinheiten kombiniert, wie In den dreizehn Gelengen, oder bezeichnen Sonderland, etwa Gemeindeanger.

Unterscheidung durch Vor- oder Familiennamen

Der Zusatz von Vor- oder Familiennamen oder Hinweise auf den Nutzer ermöglichen die Unterscheidung gleicher oder ähnlicher Flurnamen, z.B. Auf der Pfarrwiese vs. Helbings Weingarten.

Siedlungsnamen

Siedlungsnamen zeigen die Nähe oder Zugehörigkeit zur betreffenden Siedlung an, wie Löberschützer Schläge oder Im Orlamünder Ratsholz.

Bauwerke und technische Anlagen

Flurstücke, die nach ihrer Nutzung, Zugehörigkeit oder einer baulichen Anlage benannt wurden, fallen in den Motivationsbereich Bauwerke und technische Anlagen. Beispiele sind Im Kalkofen und Am Friedhof.

Bodenschätze und Verkehrswege

In bestimmten Regionen weisen Kulturnamen auf den Abbau von Bodenschätzen hin, z.B. In den Silbergruben oder Am Steinbruch. Auch Bezeichnungen für Verkehrswege und Grenzen sind vertreten, wie An der Straße, Über der Bahn und Hinter der Grenze.

Bauwerke und Verteidigungsanlagen

Flurnamen können auch auf Bauwerke und Plätze hinweisen, die mit der Verteidigung des Landes zusammenhängen, z.B. Wartberg und Auf der Burg.

Historische und religiöse Motive

Ältere Rechtsverhältnisse, religiöse Bezugspunkte und Bauwerke sind weitere Motive. Beispiele sind Namen mit Gericht-, Galgenberg oder Pfaffenborn

Bezug zu Geschichte, Sagen und Fundplätzen

Einige Kulturnamen weisen einen Bezug zu vor- und frühgeschichtlichen Fundplätzen oder sind mit Sagen und Erzählungen verknüpft. Hier ist eine genaue Überprüfung der Befunde und Belege notwendig, um Fehletymologien zu vermeiden.